Presse

Progressive Romantik

Stephan Jon Tramèrs Malerei ist gekennzeichnet durch das Fehlen jeder äusserlich-banalen Pose, durch strenge Sachbezogenheit und introvertierte Vertiefung in seine Motive, die vor allem der Natur entliehen sind.

mehr...

Während er im persönlichen Umgang in und trotz seinem Glauben als ein Suchender, ein Fragender erscheint, ist seine Bildkunst von professioneller Entschiedenheit. Jedes Werk wird in höchstmöglicher Konzentration und Perfektion in lange dauernden Entstehungsprozessen ausgearbeitet. Tramèr ist jedoch kein naiver Künstler, der mit seiner Malerei die Uhr zurückdrehen zu können glaubt. Er ist ein höchst formbewusster Künstler von heute, der seine Auffassung der romantischen Bildkunst wegen deren überzeitlichen oder heute für wichtig erachteten Werte neu in Bilder setzt.
(I. Harden, 2006)

Eine Partitur

Ein technisch brillanter Nonkonformist, der aufgebrochen ist, der naturalistischen Landschaftsmalerei ihren Platz im Pluralismus der Zeitkunst zurückzugeben. Dass es auf diesem Feld Vertreter gibt, die den ihrigen weit weniger reflektiert verteidigen, steht ausser Frage.

mehr...

„Es gibt für mich keine Veranlassung, zu den dargestellten Motiven auf Distanz zu gehen“, sagt Tramèr, und: „Ich will die Stille sichtbar werden lassen.“ Ausgehend von Zeichnungen, die en plein air entstehen, wird die (vor-)romantische Unmittelbarkeit zu einer „Partitur“, die neu kombiniert und komponiert wird: analog zur Musik hat für Tramèr die Struktur hinter dem Bild, das kompositorische Gerüst also, von dem er ausgeht, durchaus mit Mathematik zu tun.

Tramèr als ewig gestrigen Schöngeist abzutun, greift denn auch zu kurz – nicht nur, weil seine schwer identifizierbaren „Ruinen“ oft eher an futuristische Überreste modernistischer Betonbauten erinnern, als an das Erbe der Antike. Gleichwohl lassen die fast sakrale Lichtführung an Caspar David Friedrich und Caspar Wolf denken, das rauschende Blattwerk an Alexandre Calame und Robert Zünd. Wie diesem hätte Gottfried Keller wohl auch Tramèr das Talent zur „wahren idealen Reallandschaft oder der realen Ideallandschaft“ nicht abgesprochen.

Alexander Marzahn, BaZ 2010


 

 

Über allen Wipfeln ist Unruh                                                            

Durch alle Ritzen dieses Titels blinzeln klassische Malerei, Romantik und Naturalismus. Seine Arbeiten nehmen den Anspruch mit bedächtigem Pinselstrich auf und entwinden sich ihm gleichzeitig wieder. Die Ansichten zitieren die nahe Umgebung, den Schweizer Faltenjura und die Ausläufer des Sundgaus. Sie streifen über den jüdischen Friedhof von Hégenheim oder wagen sich auch mal hinaus in die Berge, erfinden unwirtliche Gemäuer oder sind nach alter Manier wie mit Licht gemalt, das von irgendwo her einfällt. Wie das Strahlen greift aber hier und da auch vorsichtig flächige Stufung ein in die bis dahin klassisch gemalte Sicht.

Annette Mahro, Badische Zeitung 2014

Keine Spur von Schwanengesang                                                      

Stephan Jon Tramèrs Malerei erinnert an romantische Landschaftsmalerei, bei der die Landschaften Mitteleuropas mit dem Licht der römischen Campagna kombiniert wurden.

mehr...

Der Ölfarbauftrag auf Leinwand ist oft sehr homogen, Gesten der Malerei sind keine sichtbar, oft denkt man beim Farbauftrag an Tapisserien. Wälder bilden da Binnenkörper, Wiesen scheinen wie mit einem Rasiermesser aus dieser Fellstruktur herausgeschnitten. Landschaft so zu behandeln erscheint anachronistisch, und doch sind die Vergleichsoptionen nebensächlich. Die Situationen sind immer auch komponierte, in die Tramèr klärend eingegriffen hat. Besonders deutlich wird dies bei den Ruinen. Reste eines steinernen Fernrohrs, eines Kuppelfragments tauchen auf und verleihen der Situation was Unwirkliches, so als wäre Piranesi der Patenonkel. Die Bleistiftskizzen sind willkommen, da sie Tramèrs strukturelle Vorgehensweise erklären. Spürbar ist die Lust an malerischen Nuancen, Lichtsituationen, Schattenspielen, Konturen, Perspektiven. Zahlreiche Motive sind in der unmittelbaren Umgebung Basels entstanden und doch würde man die Momente nicht wiederkennen. In diesem Momentum aus Traum und Wirklichkeit liegt die Faszination für Tramèrs Malerei.

Simon Baur, BZ 2014